Er ist ein Verehrer Helmut Kohls. Daraus macht Dr. Hugo Müller-Vogg keinen Hehl. Im Gegenteil: Alljährlich veranstaltet der in Bad Homburg lebende Publizist, Journalist und frühere FAZ-Mitherausgeber mit seiner Frau Ulrike ein Saumagen-Essen mit prominenten Gästen zu Ehren des sechsten Bundeskanzlers, der von 1982 bis 1998 regierte. Müller-Vogg schätzt an Kohl, wie er einst im Gespräch mit dieser Zeitung erläuterte, dessen europäischen Geist und natürlich, dass er der Kanzler der Einheit war. 

So ist der Anlass für das Fest die Erinnerung an die Wiedervereinigung. Der Termin liegt stets zwischen dem 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, und dem 9. November, an dem 1989 die Mauer fiel. Serviert wurde und wird Pfälzer Saumagen, mit dem Kohl als Regierungschef Staatsgäste aus aller Welt zu bewirten pflegte. Kohl selbst, der 2017 verstarb, kam auch einige Male nach Bad Homburg.

„Uns gefiel immer die Art, wie die Amerikaner ihren Unabhängigkeitstag feiern“, erzählte Müller-Vogg der TZ vor geraumer Zeit. Die Deutschen hingegen vermochten aus seiner Sicht nicht, die Wiedervereinigung richtig zu feiern. Dem wollten seine Frau und er etwas entgegensetzen und organisierten erstmals 1991 ein Fest, das mittlerweile schon Tradition hat: Bereits zum 33. Mal hatte das Ehepaar für vergangenen Sonntag nach Bad Homburg eingeladen. Die rund 70 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur speisten gemeinsam, trotz Corona und Grippe, die zu einer Reihe von Last-Minute-Absagen geführt hätten, so Initiator Müller-Vogg.

Aus der Politik dabei waren Ex-Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und seine Frau Anke, die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU im Bundestag, Julia Klöckner, sowie ein nicht wiederzuerkennender Helge Braun (CDU) - der studierte Arzt und Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag hatte aus gesundheitlichen Gründen vor seinem 50. Geburtstag am heutigen 18. Oktober stark abgenommen und trägt nun eine moderne Brille. 

Auch die FDP-Politiker Hermann Solms und Rainer Brüderle sowie Bad Homburgs OB Alexander Hetjes (CDU) und Frau waren zugegen. Auch Dr. Theodor Weimer, Chef der Frankfurter Börse, und Klaus-Peter Müller, früherer Chef der Commerzbank, waren da; die Medien wurden durch „Focus“-Gründer Helmut Markwort, „FAZ“-Herausgeber Carsten Knop, Wulf Schmiese (Leiter des „heute-journals“), Alexander Marguier (Chefredakteur „Cicero“) und die Gesellschaftsjournalistin und ehemalige Chefredakteurin der „Bunten“, Patricia Riekel, vertreten.

Engagierte Demokraten gesucht

Die jüngsten Landtagswahlen bestimmten dann das Thema der Rede Müller-Voggs. Die Ergebnisse in Hessen und Bayern wertete er als deutliches Misstrauensvotum gegenüber der „Ampel“. Besorgt zeigte sich der Publizist über die Zugewinne der in Teilen rechtsextremen AfD. Müller-Vogg beklagte, dass sich zu wenige aus der bürgerlichen Mitte politisch engagierten. Er sagte: „Eine Demokratie ist keine Maschine, die läuft und läuft und läuft. Eine Demokratie muss ständig gewartet und erneuert werden. Dazu braucht man engagierte Demokraten. Daran zu denken und danach zu handeln wäre auch im Sinne Helmut Kohls.“

Seit vielen Jahren bitten die Gastgeber um Spenden für die „Deutsche Tuberöse Sklerose-Stiftung“. TS ist eine seltene, bisher unheilbare Krankheit. Auslöser ist eine Gen-Mutation, die zu Tumorbildungen im ganzen Körper und entsprechenden körperlichen und geistigen Einschränkungen führt. Am Sonntag kamen knapp 20 000 Euro zusammen. Damit erhöhte sich die bei Saumagen-Essen bisher gespendete Summe auf 260 000 Euro. Mit dem Geld werden etwa Forschungsstipendien finanziert. (judo/ahi)

Illustre Runde: Anke und Roland Koch, Julia Klöckner, Helge Braun und Hugo Müller-Vogg (v. li.) diskutierten die Weltlage. FOTO: privat

(Quelle: Taunus Zeitung vom 18.10.2023)