30. Mai 2019 | Passauer Neue Presse

Pro und kontra Grundeinkommen

„Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) ist, dass jeder Bürger monatlich den gleichen Geldbetrag auf sein Konto überwiesen bekommt, unabhängig davon, ob und was und wie viel er arbeitet. Welche Konsequenzen dies hat, beleuchtete eine von Prof. Dr. Rainer Wernsmann moderierte Podiumsdiskussion der Hochschulgruppe der studentischen Fachzeitschrift "Der Jurist" im Audimax.

Gäste auf dem Podium waren Rainer Voss, ehemaliger Investmentbanker und Protagonist des preisgekrönten Dokumentarfilmes "Master of the Universe", in dem er einen Einblick in die Welt der Finanzbranche gibt, und als weiterer Unterstützer des BGE Prof. Dr. Karl Justus Bernhard Neumärker, Direktor der Abteilung für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie an der Universität Freiburg. Die Seite der Kritiker vertrat Dr. Hugo Müller-Vogg, Journalist, Publizist und Autor, ehemaliger Mitherausgeber der FAZ.

Voss zitierte den Philosophen Jean-Jacques Rousseau: "Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will." Für ihn ist es wichtig, dass Arbeitnehmer nicht zu ihrer Tätigkeit gezwungen werden, sondern diese gerne tun. Er ist der Ansicht, dass das BGE zu einer "finanziellen Entkoppelung" führen wird. Prof. Neumärker verwies auf eine Studie, wonach Studierende nach der Einführung eines BGE weniger das klassische und anschließend häufig gut bezahlte Studium wie Jura, Medizin oder BWL wählen würden, sondern verstärkt künstlerische Studiengänge.

Kritiker Müller-Vogg findet die Idee des BGE "charmant", aber sein Menschenbild falle nicht optimistisch aus: "Übertragen wir das Szenario auf das WG-Leben: Wenn es um das Bad-Putzen geht, wird sich keiner finden, der das freiwillig übernimmt." So werde es für ihn auch mit dem BGE sein: "Aufgrund des BGE wird sich kaum jemand bereiterklären, eine Tätigkeit bei einem Entsorgungsbetrieb zu übernehmen." Seiner Meinung nach lasse sich dieses Sozialmodell erst umsetzen, wenn es "neue altruistische Menschen gibt", so Müller-Vogg. Zudem habe das BGE negative Auswirkungen auf das Sozialprodukt, denn durch die Initiierung eines einheitlichen Einkommens würden die Menschen weniger arbeiten und so kämen weniger Steuern in die Staatskasse. (…)

(Quelle: „Passauer Neue Presse“ vom 30. Mai 2019.