24.06.2017 | Südkurier Konstanz

Ich schreibe, also bin ich

„Die Liste ist lang - und prominent: Sigmar Gabriel hat es getan, Frank-Walter Steinmeier ebenso wie Wolfgang Bosbach und Edmund Stoiber. Sie alle haben ein Buch geschrieben, in dem sie Stellung beziehen oder zurückblicken. Jüngstes Beispiel: Justizminister Heiko Maas. Im Mai erschien sein Buch "Aufstehen statt wegducken. Eine Strategie gegen Rechts".

Wer als Politiker was auf sich hält, schreibt ein Buch - so scheint es. Warum eigentlich? Haben Minister und Mitglieder des Bundestags nichts Besseres zu tun?

Stefan Marschall, Politikwissenschaftler an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität, nennt zwei Gründe: Rückblick oder inhaltliche Positionierung. Mitunter verschwimmt beides.

Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach veröffentlichte im Oktober den Gesprächsband "Endspurt" mit dem Journalisten Hugo Müller-Vogg - eine Art Rückblick auf sein politisches Leben. Warum? "Weil das die Möglichkeit ist, einmal ausführlich zu aktuellen und wichtigen politischen Themen Stellung zu nehmen, ohne dass diese Aussagen sehr verkürzt wiedergegeben werden."

Er habe selten die Gelegenheit, zu begründen, warum er bestimmte Entscheidungen getroffen habe. Im Buch nutzt Bosbach dazu 270 Seiten. Wenige Wochen zuvor hatte der CDU-Politiker, der mehr als 20 Jahre im Bundestag saß, seinen Rückzug aus der aktiven Politik bekanntgegeben.(…)“

Quelle: Südkurier Konstanz vom 24. Juni 2017