21.11.2013 | „Südkurier“ Konstanz

Armut und Reichtum

„Für Claudia Marx, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer in Konstanz, ist die Sache ganz einfach. Hat der Mensch gut bezahlte Arbeit, dann lösten sich fast alle sozialen Probleme. „Beschäftigungslosigkeit ist eine Breitseite gegen das Leben. Sie können das mit Hartz IV nicht kompensieren.“ Eine gute Gesellschaft widme sich deshalb der Aufgabe, die Menschen in gute Beschäftigung zu bringen. Bei der Frage allerdings, ob dies zuletzt gelungen ist, finden Redner bei den Konstanzer Kontroversen zum Thema Armut und Reichtum unterschiedliche Antworten. Der Journalist Meinhard Schmidt-Degenhard moderierte die Runde im Unteren Konzilsaal vor rund 120 Gästen.

Die frühere FDP-Bundestagabgeordnete Birgit Homburger hält etwa an der Ansicht fest, es gebe keine Entwicklung in Richtung schlecht bezahlter Arbeit. Sie sieht den Staat gefordert, Bildungsgerechtigkeit zu schaffen, aber auch die Notwendigkeit für mehr Verantwortung der Menschen untereinander. Der Kolumnist Hugo Müller-Vogg räumt ein, es seien die Beschäftigungsquoten gestiegen, nicht aber unbedingt die Reallöhne. Er sieht dennoch keine Alarmzeichen. Die Menschen wählten nicht massenweise radikal und sie gingen auch nicht auf die Straße. Dies zeige, dass der Sozialstaat funktioniere. Der Elite- und Sozialforscher der Technischen Universität Darmstadt, Michael Hartmann, widerspricht: Von der Gesellschaft Abgehängte reagierten zunächst vor allem mit Resignation und dem Fernbleiben von Wahlen. (…)“

Quelle: „Südkurier“ vom 21. November 2013