12.01.2012 | Deutschlandfunk

Politikerbiografien

Der Hamburger Verleger Günter Berg zum Wulff-Buch „Besser die Wahrheit“

Christoph Schmitz: Wohlwollende Bücher über Politiker, Auftragsbiografien über die privaten Seiten und das öffentliche Wirken, über Ansichten und Überzeugungen haben in der Buchbranche einen festen Platz, nicht erst seit Christian Wulff. Politiker aller Parteien adeln sich gerne mit dem Kulturgut Buch. Wie sieht das Geschäft in diesem Verlagssegment eigentlich aus? (…)

Was sagen Sie dazu, wenn eine Politikerbiografie von Freunden des Porträtierten finanziell unterstützt wird?

Berg: Wie soll ich sagen? - Das kann ganz schnell ein Geschmäckle haben, wie man so sagt, weil man möglicherweise denkt, dass der Text, den man da liest, vielleicht doch an mehreren Stellen geschönt ist, oder Dinge auslässt, auf die man im Grunde hingewiesen werden sollte. Das würden wir nicht machen.
Der Fall Wulff war einer, wo Freunde oder, sagen wir, dem Gesprächspartner eines Journalisten, Herrn Müller-Vogg, nahestehende Leute ein paar Anzeigen in niedersächsischen Zeitungen finanziert haben. Das ist an der Grenze, das muss man so nicht machen, aber jedenfalls für ein Buch, das den Anspruch erhebt, nun vollkommen unabhängig und objektiv zu sein, ist diese Art von Unterstützung, sagen wir, nicht wirklich geeignet.

Schmitz: Wird denn eigentlich die seriöse Biografie, die ich vorhin skizziert habe, von jenen weich gezeichneten Auftragsarbeiten heute auf dem Markt überlagert, weil es unendlich viele Autobiografien oder Interviewbiografien gibt?

Berg: Ich denke, wenn sie Biografien von weniger prominenten Persönlichkeiten anschauen, dann ist häufig der Porträtierte sein engster Freund. Das heißt, viele Verlage machen das Geschäft ja mit dem Porträtierten und gar nicht mit irgendwelchen Gönnern. Das ist im Fall Wulff ja vollkommen ausgeschlossen gewesen. Wir haben ja Herrn Müller-Vogg, also diesen Journalisten, beauftragt, dieses Gespräch zu führen. Es war das dritte von mehreren Büchern einer ganzen Serie, Frau Merkel, Herr Köhler, und alle waren gleich gestrickt. Wir haben den Journalisten beauftragt. Hier war der Unterschied, dass auf einmal jemand sagt, ja Mensch, diesem Buch möchte ich unter die Arme greifen. Das ist, ich glaube, in aller Regel nicht so. (…)

Quelle: Deutschlandfunk, 12. Januar 2012.