10.05.2013

Ein Kreuz ist ebenso wenig eine „Bedrohung“ wie ein Minarett

Es lässt sich darüber streiten, ob ein Kreuz in einem deutschen Gerichtssaal oder einem Klassenzimmer hängen darf.

Auch die deutschen Gerichte sind da zu höchst unterschiedlichen Ansichten gekommen. Das kann in einem liberalen Rechtsstaat gar nicht anders sein.

Über eines lässt sich aber nicht streiten: Das kleine schlichte Holzkreuz über der Tür zum Münchener Gerichtssaal, in dem der NSU-Prozess stattfindet, stellt keine „Bedrohung“ für Nichtchristen dar.

Es ist „Ausdruck unserer abendländisch-christlichen Kultur“, wie es Stephan Mayer (CSU) formuliert. Und da es seit Jahr und Tag dort hängt, „kann es auch keine Sonderregelung für diesen Prozess geben“ (der CSU-Abgeordnete Hans-Peter Uhl).

Die absurde These von der „Bedrohung“ hat der türkische Parlamentsabgeordnete Mahmut Tanal aufgestellt. Mit welchem Recht glaubt er, uns eigentlich belehren zu müssen, wie es in unseren Gerichtssälen zuzugehen hat?

Bei allen Mängeln unserer Justiz: In Bezug auf rechtsstaatliche Prinzipien und richterliche Unabhängigkeit brauchen wir keine Ratschläge vom Bosporus.

Immerhin hat Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, dem selbst ernannten Oberlehrer aus der Türkei den Rat gegeben, „sich mit seiner Belehrung der deutschen Justiz etwas zurückzuhalten“.

Andere Sprecher der Türken in der Bundesrepublik schweigen dagegen. Etwa, weil sie Tanal zustimmen?

Offenbar denkt Herr Tanal noch in mittelalterlichen Kategorien, wo man im Namen des eigenen „richtigen“ Gottes dem Andersgläubigen den Schädel einschlug. Dann müssten die deutschen Christen auch jedes Kopftuch und jedes Minarett als „Bedrohung“ auffassen.

So dumm kann nicht mal der Abgeordnete Tanal sein. Das muss doch mal gesagt werden.

(BILD)


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Kommentare

Von Ismail K. | 10.05.2013

Der Überschrift stimmt. Auch der Inhalt lässt sich sehen.
Aber:
Was über Herrn Tanal geschrieben wurde zeigt, dass sich der Autor sich nicht über ihn informiert hat.
Der Autor stellt ihn als jemanden dar, der in mittelalterlichen Kategorien denkt, mit anderen Worten: Als Islamist!
Aber google bestätigt: Er ist Abgeordneter der streng kemalistischen, Religion unterdrückenden Partei der CHP.
Träfe ihn der Autor, würden sich beide über viele Themen erstaunlich schnell einigen können.


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