04.08.2013

Wahlkampf pur in konzentrierter Form

Kann ein gar nicht unparteiisches Buch die Urteilsfindung des Bürgers am 22. September erleichtern? Uwe-Karsten Heye, langjähriger Regierungssprecher Gerhard Schröders, und Hugo Müller-Vogg, Bild-Kolumnist und Ex-FAZ-Herausgeber, versuchen jedenfalls, vom "linken" und "rechten" Standpunkt aus die Wahlkampffrage "Steinbrück oder Merkel?" zu beantworten.

Zu gut 50 Stichworten von Arbeitsmarkt bis Waffenexport und Wirtschaftspolitik plädieren die beiden auf je einer gegenüberliegenden Buchseite für die Positionen ihrer Protagonisten oder machen die Argumente der Gegenseite madig. Das ist für den Leser knapp und übersichtlich, birgt aber die Gefahr der Vereinfachung und/oder Doppelung. So wird die Steuerpolitik unter einem halben Dutzend Stichworten diskutiert.

Die meisten Streitpunkte vor der Wahl dürften dem politik-affinen Publikum bekannt sein. Auf Nebenkriegsschauplätzen wie bei Landwirtschaft und Verbraucherschutz fallen sowohl polemische Schimpfkanonaden als auch wohlmeinende Sonntagsfloskeln auf. Die Advokaten spiegeln hier wohl auch weitgehende Inhaltsleere der Positionen von Regierung und Opposition in diesen Bereichen wider.

Spannender erscheinen die Bewertungen der handelnden Personen in Berlin. Da erfährt man beispielsweise, dass der Konservative Müller-Vogg CSU-Chef Horst Seehofer für unberechenbar hält, anfällig sogar für Schwarz-Grün, wenn es der Machterhalt erfordern sollte. Und dass Ex-Regierungssprecher Heye den seinerzeitigen Umweltminister Jürgen Trittin zwar für einen durchsetzungsfähigen Politiker, aber - kaum verhüllt - auch für einen arroganten Kotzbrocken hält.
Schwere Aufgabe

Am schwersten dürfte es den beiden Anwälten gefallen sein, am Ende auch fünf Gründe für den Gegenkandidaten zu nennen: Müller-Vogg fällt zu Steinbrücks Gunsten seine Regierungserfahrung ein, aber auch die Distanz zu den linken "Heulsusen" in der SPD. Heye schätzt an Angela Merkel ihre persönliche Solidität und (ironisch?) pragmatische Wendigkeit.

Missliebige Zahlen oder Entwicklungen, die nicht ins parteiische Argumentationsmuster der beiden Anwälte passen, blenden sie aus. Denn um nichts anderes als Wahlkampf pur handelt es sich hier. In konzentrierter Form freilich. Seinen Reim mag sich der Leser dadurch ein klein wenig leichter machen.

Quelle: Wiesbadener Kurier vom 29.07.2013

Kann ein gar nicht unparteiisches Buch die Urteilsfindung des Bürgers am 22. September erleichtern? Uwe-Karsten Heye, langjähriger Regierungssprecher Gerhard Schröders, und Hugo Müller-Vogg, Bild-Kolumnist und Ex-FAZ-Herausgeber, versuchen jedenfalls, vom "linken" und "rechten" Standpunkt aus die Wahlkampffrage "Steinbrück oder Merkel?" zu beantworten.

Zu gut 50 Stichworten von Arbeitsmarkt bis Waffenexport und Wirtschaftspolitik plädieren die beiden auf je einer gegenüberliegenden Buchseite für die Positionen ihrer Protagonisten oder machen die Argumente der Gegenseite madig. Das ist für den Leser knapp und übersichtlich, birgt aber die Gefahr der Vereinfachung und/oder Doppelung. So wird die Steuerpolitik unter einem halben Dutzend Stichworten diskutiert.

Die meisten Streitpunkte vor der Wahl dürften dem politik-affinen Publikum bekannt sein. Auf Nebenkriegsschauplätzen wie bei Landwirtschaft und Verbraucherschutz fallen sowohl polemische Schimpfkanonaden als auch wohlmeinende Sonntagsfloskeln auf. Die Advokaten spiegeln hier wohl auch weitgehende Inhaltsleere der Positionen von Regierung und Opposition in diesen Bereichen wider.

Spannender erscheinen die Bewertungen der handelnden Personen in Berlin. Da erfährt man beispielsweise, dass der Konservative Müller-Vogg CSU-Chef Horst Seehofer für unberechenbar hält, anfällig sogar für Schwarz-Grün, wenn es der Machterhalt erfordern sollte. Und dass Ex-Regierungssprecher Heye den seinerzeitigen Umweltminister Jürgen Trittin zwar für einen durchsetzungsfähigen Politiker, aber - kaum verhüllt - auch für einen arroganten Kotzbrocken hält.
Schwere Aufgabe

Am schwersten dürfte es den beiden Anwälten gefallen sein, am Ende auch fünf Gründe für den Gegenkandidaten zu nennen: Müller-Vogg fällt zu Steinbrücks Gunsten seine Regierungserfahrung ein, aber auch die Distanz zu den linken "Heulsusen" in der SPD. Heye schätzt an Angela Merkel ihre persönliche Solidität und (ironisch?) pragmatische Wendigkeit.

Missliebige Zahlen oder Entwicklungen, die nicht ins parteiische Argumentationsmuster der beiden Anwälte passen, blenden sie aus. Denn um nichts anderes als Wahlkampf pur handelt es sich hier. In konzentrierter Form freilich. Seinen Reim mag sich der Leser dadurch ein klein wenig leichter machen.

Quelle:    Wiesbadener Kurier vom 29.07.2013
Kann ein gar nicht unparteiisches Buch die Urteilsfindung des Bürgers am 22. September erleichtern? Uwe-Karsten Heye, langjähriger Regierungssprecher Gerhard Schröders, und Hugo Müller-Vogg, Bild-Kolumnist und Ex-FAZ-Herausgeber, versuchen jedenfalls, vom "linken" und "rechten" Standpunkt aus die Wahlkampffrage "Steinbrück oder Merkel?" zu beantworten.

Zu gut 50 Stichworten von Arbeitsmarkt bis Waffenexport und Wirtschaftspolitik plädieren die beiden auf je einer gegenüberliegenden Buchseite für die Positionen ihrer Protagonisten oder machen die Argumente der Gegenseite madig. Das ist für den Leser knapp und übersichtlich, birgt aber die Gefahr der Vereinfachung und/oder Doppelung. So wird die Steuerpolitik unter einem halben Dutzend Stichworten diskutiert.

Die meisten Streitpunkte vor der Wahl dürften dem politik-affinen Publikum bekannt sein. Auf Nebenkriegsschauplätzen wie bei Landwirtschaft und Verbraucherschutz fallen sowohl polemische Schimpfkanonaden als auch wohlmeinende Sonntagsfloskeln auf. Die Advokaten spiegeln hier wohl auch weitgehende Inhaltsleere der Positionen von Regierung und Opposition in diesen Bereichen wider.

Spannender erscheinen die Bewertungen der handelnden Personen in Berlin. Da erfährt man beispielsweise, dass der Konservative Müller-Vogg CSU-Chef Horst Seehofer für unberechenbar hält, anfällig sogar für Schwarz-Grün, wenn es der Machterhalt erfordern sollte. Und dass Ex-Regierungssprecher Heye den seinerzeitigen Umweltminister Jürgen Trittin zwar für einen durchsetzungsfähigen Politiker, aber - kaum verhüllt - auch für einen arroganten Kotzbrocken hält.
Schwere Aufgabe

Am schwersten dürfte es den beiden Anwälten gefallen sein, am Ende auch fünf Gründe für den Gegenkandidaten zu nennen: Müller-Vogg fällt zu Steinbrücks Gunsten seine Regierungserfahrung ein, aber auch die Distanz zu den linken "Heulsusen" in der SPD. Heye schätzt an Angela Merkel ihre persönliche Solidität und (ironisch?) pragmatische Wendigkeit.

Missliebige Zahlen oder Entwicklungen, die nicht ins parteiische Argumentationsmuster der beiden Anwälte passen, blenden sie aus. Denn um nichts anderes als Wahlkampf pur handelt es sich hier. In konzentrierter Form freilich. Seinen Reim mag sich der Leser dadurch ein klein wenig leichter machen.

Quelle:    Wiesbadener Kurier vom 29.07.2013

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