Falls sie hessische Ministerpräsidentin wird, will Andrea Ypsilanti (SPD) das Schulsystem gründlich verändern. Kernpunkte: Ein „integriertes System“, gemeinsamer Unterricht bis zur 10. Klasse und kein Sitzenbleiben mehr.
Das wäre „dilettantisch“, „verantwortungslos“ und „zum Nachteil der Kinder“ – meint Ministerpräsident Roland Koch? Oder die CDU? Nein, dies sagte gestern der Schulleiter der Anna-Schmidt-Schule in Frankfurt, Michael Gehrig. Zusammen mit Gehrig warnten auch andere hessische Schulleiter vor einer „Einheits-Gesamtschule“.
Dabei sorgt sich Gehrig offenbar auch um den 12-jährigen Sohn der SPD-Spitzenfrau und ihres Partners Klaus-Dieter Stork. Denn der Ypsilanti-Sohn ist einer von 1408 Anna-Schmidt-Schülern.
Politisch besonders pikant: Die Anna-Schmidt-Schule im Frankfurter Stadtteil Nieder-Erlenbach, wo Frau Ypsilanti wohnt, ist ein privates Ganztagsgymnasium. 180 Euro kostet das Schulgeld im Monat; das Mittagessen und verschiedene Betreuungsangebote werden zusätzlich berechnet.
Dass ihr Sohn nicht auf eine Gesamtschule geht, hat Ypsilanti dieser Tage so begründet: Bei zwei berufstätigen Eltern sei sie auf eine Ganztagsschule angewiesen. „Und die einzige in unserer Nähe ist leider eine Privatschule“.
In der Tat: Die nächste integrierte Gesamtschule mit Ganztagsbetreuung ist von Ypsilantis Wohnung fast 15 Kilometer entfernt. Zu seiner jetzigen Schule braucht Konstantin allenfalls 10 Minuten.
Jedenfalls ist Ypsilanti nicht das erste prominente hessische SPD-Mitglied mit einem Kind auf dem Gymnasium. Zu Zeiten der rot-grünen Regierung Eichel/Fischer (1991/99) wurden zwar die Gesamtschulen kräftig ausgebaut. Doch schon damals schickten führende SPD-Genossen ihren Nachwuchs auf das – politisch bekämpfte – Gymnasium.
(BILD)