09.03.2009

Wie die SPD Angela Merkel stürzt

2010 kommt die rot-rot-grüne Wende – auf Drängen von Gerhard Schröder! Dieses Szenario hat sich der konservative Publizist Hugo Müller-Vogg für sein Buch "Volksrepublik Deutschland" ausgedacht. Und aus der politischen Science Fiction könnte sehr wohl Realität werden.

Ein überaus heikles politisches Problem hatte dieser Tage die Bayerische Landesvertretung in Berlin zu lösen: Sollte man erkennen lassen, dass auch sie jetzt einen Gregor Gysi, Fraktionschef der Linkspartei im Bundestag, ins weiß-blaue Haus lässt? Vorgestellt wurde ein Buch des Journalisten Hugo Müller-Vogg mit dem Titel "Volksrepublik Deutschland - Drehbuch für die rot-rot-grüne Wende," erschienen im renommierten Münchner Olzog-Verlag. Gysi war als kritischer Laudator eingeladen vom bayerischen Verlag, man musste ihn daher auftreten lassen. Weil die Buchvorstellung aber auch noch vor TV-Kameras stattfand, wurde ganz im Ernst überlegt, ob man auf der dafür in der Landesvertretung aufgebauten Wand nicht besser den Schriftzug "Bayerische Vertretung in Berlin" überkleben lassen sollte.

Zum Glück wurde auf das Tarnungsmanöver verzichtet, zumal Ministerpräsident Horst Seehofer auch noch beste Wünsche zu der "außergewöhnlichen Buchvorstellung" hatte übermitteln lassen. Außerdem: Hat sich die Bayerische Landesvertretung nicht große Verdienste erworben, indem sie sich als Kampfstätte gegen eine "Volksrepublik Deutschland" zur Verfügung gestellt hat?

Das Buch ist natürlich politische Science Fiction, weil es schildert, wie sich nach der Bundestagswahl 2009 zunächst erneut eine Große Koalition bilden muss, weil Angela Merkel eine Mehrheit für ihre Traumkonstellation mit der FDP nicht schafft. Aber nach einem Jahr Durchwursteln, so Müller-Vogg, denkt die SPD dann doch über eine von ihr geführte rot-rot-grüne Koalition nach, mit der sie Kanzlerin Angela Merkel tatsächlich stürzen kann. Das entscheidende Gespräch zwischen SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und Altkanzler Gerhard Schröder im Vorfeld des Koalitionsausstiegs liest sich wie folgt:

Steinmeier: "Also jetzt mal im Ernst: Jetzt raus aus der Großen Koalition und rein in eine rot-rot-grüne, das nehmen uns die Menschen nicht ab. Da haben wir eine Wortbruch-Debatte am Hals..."

Schröder: "Is' nicht von der Hand zu weisen. Da kommt mir eine Idee. Wie wär's, du machst erst mal mit der CDU-Mutti weiter..."

Steinmeier (ungehalten): "...nicht sehr originell..."

Schröder: "...und dann lasst ihr die Große Koalition im nächsten Jahr platzen. Wenn der Obama mehr deutsche Truppen in Afghanistan will oder so und die CDU begeistert ist. Ein Grund lässt sich ja immer finden. Übrigens: Ihr habt doch immer gesagt, 2009 geht nicht mit den Linken. Von später war ja wohl nie die Rede."

Steinmeier: "Mhm, ein Koalitionswechsel 2010 oder 2011, das sähe dann nicht so nach Wortbruch aus, eher als Benutzung des Notausgangs. Muss ich mal mit dem Franz besprechen. Werde mal testen, wie er dazu steht."

Schröder: "Der Franz ist ein Parteisoldat. Der will, dass die SPD wieder auf die Beine kommt. Und wenn ihm der Teufel dabei hilft, dann koaliert der mit dem. Also: Entweder ihr springt sofort. Oder ihr lasst die CDU-Tussi erst in einem Jahr über die Klinge springen (lacht dröhnend)."

Steinmeier: "Okay, ich denke drüber nach. Tschüß Gerd."

Mal ehrlich: Kann man einen solchen "Originaltext" besser erfinden? Aus Fiktion kann sehr wohl noch Faktum werden.

Sage keiner, Politiker bekämpften die Finanz- und Wirtschaftskrise nur mit Reden und dem Geld der Steuerzahler. Volker Kauder zum Beispiel hat jetzt einen überaus bemerkenswerten Beitrag zur Konjunkturankurbelung geleistet. Da kaufte der CDU/CSU-Fraktionschef in Singen am Hohentwiel persönlich zwei Autos. Bezahlt hat er außer mit Euros dafür auch mit seiner Gesundheit. Denn er holte sich eine schwere Erkältung, weil nur mit Hemd bekleidet beim Autokauf unterwegs war. Das trug ihm den harschen Kommentar seiner Frau, einer Ärztin, ein: "Du hast nicht alle Tassen im Schrank!" Die Rüge hat er akzeptiert. Aber er verdient auch Lob: Kauder ist ein guter deutscher Politiker - denn er kaufte einen Audi A 3 für seine Frau und einen VW Golf für die Schwägerin. Nichts aus Japan, nichts aus Korea.

Ärger hat sich Kauder an ganz anderer Stelle eingehandelt. Wie von stern.de berichtet, hatte er beim letzten Koalitionsgespräch mit der SPD deren Arbeitsminister Olaf Scholz angefahren: "Verseckeln lasse ich mich nicht!" Was auf Hochdeutsch für "Verarschen lasse ich mich nicht" steht. Dumm nur für Kauder, dass die "Frankfurter Allgemeine," hinter der bekanntlich kluge Köpfe stecken, am Tag danach auf ihrer ersten Seite druckte, Kauder habe "Vrseggla lasse ich mich nicht!" Richtung SPD geschrien. Ob der im alemannischen Landesteil von Baden-Württemberg aufgewachsene Kauder nicht wisse, schrieben alemannische FAZ-Leser ihm daraufhin wütend, dass "Vrseggla" nur die "Sausschwaben" (auszusprechen: Sauschwobe) sagten, aufrechte Alemannen jedoch "Verseckle"? Der Fraktionsboss beantwortete den Brief mit dem Hinweis, dass er das Wort sehr korrekt alemannisch ausgesprochen habe, der FAZ-Schreiber, vermutlich ein Schwabe, sich dummerweise der schwäbischen Schreibweise befleißigt habe. So gesehen, sei der - alemannisch geschrieben - ein "Granateseckel."


Aus: Stern.de vom 09.03.2009
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